Mit einer Jahreskapazität von etwa 75.000 Tonnen betreibt Constellium in Singen eines der bedeutendsten Aluminiumfolien-Walzwerke in Europa. Das Unternehmen produziert hochwertige Aluminiumfolien und -bänder im Dickenbereich von 4 bis 250 µm, die als Vormaterialien für Packstoffe und technische Applikationen geliefert werden. Für die flexible Automatisierung der Coiltransporte zwischen Separiermaschinen, Glühöfen und Packplatz installierte H+H Herrmann + Hieber ein komplexes System von Verteilerwagen und Verschiebewagen (Verfahrwagen).
Dünne Aluminiumfolie wird im Doppel gewalzt, danach auf Wickelmaschinen (Separiermaschinen) auf getrennte Coils gewickelt und anschließend meist vollständig weichgeglüht. Dabei verdampfen die auf der Folienoberfläche verbliebenen Walzölreste; die Folie wird völlig steril.
Im Singener Walzwerk sind zwei Separieranlagen nebeneinander angeordnet. Auf diesen Anlagen wird mit Blick auf den nachfolgenden Glühprozess die separierte Folie auf Metallhülsen zu Coils gewickelt. Jeweils sechs dieser Foliencoils werden zum Abtransport in einem Glühgestell aufgenommen. In diesen Gestellen verbleiben die Coils bis zur Ablieferung am Packplatz. Für die Gestelltransporte hat H+H ein schienengebundenes System von automatischen Förder- und Übergabeeinrichtungen installiert, als dessen zentrale Komponente ein Verteilerwagen fungiert.
Der zentrale Verteilerwagen verfährt zwischen den beiden Separiermaschinen bzw. dem Packplatz auf der einen und den Kammer-Glühöfen bzw. zugehörigen Zwischenlager- und Abkühlplätzen auf der gegenüberliegenden Seite.
Die Verbindung zu den Separiermaschinen stellt jeweils ein Verschiebewagen (auch: Verfahrwagen) her. Dieser liefert die Leergestelle an, die an der Maschine beladen und dann zurück in die Übergabeposition zum Verteilerwagen transportiert werden. Die benötigten Leergestelle werden dabei gleichfalls vom zentralen Verteilerwagen bereitgestellt.
Für den anschließenden Glühprozess transportiert der Verteilerwagen die Gestelle in die Übergabeposition an den sogen. „Chargierwagen“, einem Verteilerwagen für die Transporte zu und von den Öfen. Dieser wird mit zwei hintereinander angeordneten Glühgestellen beladen und verfährt vor den jeweils vorgesehenen Kammerofen. Zur Übergabe fährt der obere Teil des Chargierwagens in den Ofen ein und die beiden Gestelle werden abgesetzt. Am Ende des Glühprozesses erfolgt dies in umgekehrter Reihenfolge, wobei die warmen Gestelle auf Abkühlplätzen zwischengelagert werden.
Auf Anforderung des Packplatzes wird jeweils ein abgekühltes Glühgestell vom zentralen Verteilerwagen übernommen und zum Übergabeplatz an einen weiteren Verfahrwagen verfahren, der den Transport zur Packstation übernimmt.
Die verwendeten Gestelle sind geschweißte Stahlrahmen, die die Coils an den Hülsenenden aufnehmen. Das gesamte Gestell wird auf den Verteilerwagen bzw. auf den Chargierwagen aufgesetzt. Zum Be- und Entladen der Coils sind sowohl an den Separiermaschinen als auch am Packplatz Hubtische installiert, mit denen Wagen und Gestelle um etwa einen Meter abgesenkt werden, so dass sich die Oberkante des Wagens auf dem Niveau des Bodens befindet. In dieser Position können die Coils in das Gestell eingelegt bzw. aus diesem entnommen werden. Nach der Freigabe fährt der Hubtisch automatisch zurück in die Fahrposition.
Insgesamt arbeiten im Coiltransport-System des Singener Folienwalzwerkes fünf verschiedene Wagen zusammen. Zwei sogen. Zubringerwagen (Verschiebewagen) übernehmen den Transport zwischen den Separiermaschinen und der zentralen Verteilerstrecke. Auf dieser Strecke transportiert der zentrale Verteilerwagen volle Gestelle zu den Übergabestellen an Öfen bzw. zum Packplatz und Leergestelle zurück zu den Separiermaschinen. Ein vierter Verfahrwagen stellt die Verbindung zwischen zentralem Verteilerwagen und dem Packplatz her. Der fünfte Wagen ist der Chargierwagen, der die Kammeröfen anfährt.